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Tod und Sterben

Auf bedenklichen Wegen …

Eine Skizze zu Nietzsches Begriff des Wanderns

Auf bedenklichen Wegen …

Eine Skizze zu Nietzsches Begriff des Wanderns

6.3.25
Michael Meyer-Albert

Vielleicht ist es Nietzsches philosophische Haupterrungenschaft, dass er das Denken als einen Vorgang beschrieb, der leibhaftig geschieht. Reflexion ist für ihn eine kooperative Spannung von Leib und Geist. Das Denken ist geerdet in der nervösen Weltoffenheit des Leibes. Nietzsches Umkehrung des Christentums: Das Fleisch wird Wort. Damit zeigt sich Denken in Gesten. Im Folgenden soll eine Skizze geliefert werden, die die Haupttypen dieser reflexiven Gestiken andeutet. Es soll dadurch verdeutlicht werden, was es heißt, wenn sich Nietzsche selbst immer wieder als ein Wanderer beschreibt. Ein intellektueller Rundgang, der vom Stehen und dem Sitzen als Grundmodi der traditionellen Philosophie hin zum Gehen, (Aus-)Wandern und halkyonischen Fliegen als Nietzsches alternativen Modi eines befreiten Denkens und Lebens führt.

Vielleicht ist es Nietzsches philosophische Haupterrungenschaft, dass er das Denken als einen Vorgang beschrieb, der leibhaftig geschieht. Reflexion ist für ihn eine kooperative Spannung von Leib und Geist. Das Denken ist geerdet in der nervösen Weltoffenheit des Leibes. Nietzsches Umkehrung des Christentums: Das Fleisch wird Wort. Damit zeigt sich Denken in Gesten. Im Folgenden soll eine Skizze geliefert werden, die die Haupttypen dieser reflexiven Gestiken andeutet. Es soll dadurch verdeutlicht werden, was es heißt, wenn sich Nietzsche selbst immer wieder als ein Wanderer beschreibt. Ein intellektueller Rundgang, der vom Stehen und dem Sitzen als Grundmodi der traditionellen Philosophie hin zum Gehen, (Aus-)Wandern und halkyonischen Fliegen als Nietzsches alternativen Modi eines befreiten Denkens und Lebens führt.

Der Abdruck des Erziehers

Die Omnipräsenz Schopenhauers in der Philosophie Nietzsches II

Der Abdruck des Erziehers

Die Omnipräsenz Schopenhauers in der Philosophie Nietzsches II

3.2.25
Tom Bildstein

Nachdem Tom Bildstein im ersten Teil dieses Artikels (Link) darlegte, wie sich Nietzsche im Laufe der 1870er Jahre vom Schopenhauer-Verehrer zum -Kritiker wandelte, untersucht er im Folgenden genauer, wie der reife Nietzsche Schopenhauers Pessimismus überwinden und ihm eine „lebensbejahende“ Philosophie entgegensetzen möchte. Schopenhauers „Wille zum Leben“, den der Misanthrop asketisch verneint sehen möchte, soll dem „Willen zur Macht“ weichen als Grundprinzip allen Lebens, das sich nicht widerspruchslos verneinen lässt.

Nachdem Tom Bildstein im ersten Teil dieses Artikels (Link) darlegte, wie sich Nietzsche im Laufe der 1870er Jahre vom Schopenhauer-Verehrer zum -Kritiker wandelte, untersucht er im Folgenden genauer, wie der reife Nietzsche Schopenhauers Pessimismus überwinden und ihm eine „lebensbejahende“ Philosophie entgegensetzen möchte. Schopenhauers „Wille zum Leben“, den der Misanthrop asketisch verneint sehen möchte, soll dem „Willen zur Macht“ weichen als Grundprinzip allen Lebens, das sich nicht widerspruchslos verneinen lässt.

Seht, ich lehre euch den Transhumanisten

Friedrich Nietzsche als Personal Trainer des Extropianismus

Seht, ich lehre euch den Transhumanisten

Friedrich Nietzsche als Personal Trainer des Extropianismus

23.10.24
Jörg Scheller

Nachdem Natalie Schulte in der vergangenen Woche über den Widerhall von Nietzsches „Übermenschen“-Idee in der Gründerszene berichtete (Link), widmet sich der Schweizer Kunstwissenschaftler Jörg Scheller in dieser Woche ihrem Fortleben im Extropianismus, einer Unterform des Transhumanismus, der es darum geht, die menschliche Evolution auf individueller wie auch auf Gattungsebene künstlich zu beschleunigen mit den Mitteln der modernen Technik. Dem physikalischen Gesetz der „Entropie“, wonach in geschlossenen Systemen die Tendenz besteht, alle Energiegefälle auszugleichen, bis sich ein Gleichgewichtszustand hergestellt hat – auf das Universum bezogen ein Zustand des völligen Erkaltens –, setzen die Verfechter dieser Strömung das Prinzip der „Extropie“, der zunehmenden Vitalität eines Systems, entgegen.

Nachdem Natalie Schulte in der vergangenen Woche über den Widerhall von Nietzsches „Übermenschen“-Idee in der Gründerszene berichtete (Link), widmet sich der Schweizer Kunstwissenschaftler Jörg Scheller in dieser Woche ihrem Fortleben im Extropianismus, einer Unterform des Transhumanismus, der es darum geht, die menschliche Evolution auf individueller wie auch auf Gattungsebene künstlich zu beschleunigen mit den Mitteln der modernen Technik. Dem physikalischen Gesetz der „Entropie“, wonach in geschlossenen Systemen die Tendenz besteht, alle Energiegefälle auszugleichen, bis sich ein Gleichgewichtszustand hergestellt hat – auf das Universum bezogen ein Zustand des völligen Erkaltens –, setzen die Verfechter dieser Strömung das Prinzip der „Extropie“, der zunehmenden Vitalität eines Systems, entgegen.

„Ein Göttertisch für göttliche Würfel und Würfelspieler!“

Nietzsches Übermensch zu Besuch in der Gründerszene

„Ein Göttertisch für göttliche Würfel und Würfelspieler!“

Nietzsches Übermensch zu Besuch in der Gründerszene

15.10.24
Natalie Schulte

Nietzsches Übermensch ist tot. Kaum einer kann noch etwas mit dieser obskuren Idee anfangen. Möchte man meinen. Und doch begegnen einem im aktuellen Startup-Milieu zahlreiche Versatzstücke aus Zarathustras Verheißung. Was hat es damit auf sich? – Natalie Schulte widmet sich anlässlich von Nietzsches 180. Geburtstag diesem eigenartigen Fortleben einer der bekanntesten Konzepte des Philosophen. Ein Plädoyer dafür, sich Nietzsches Idee trotz ihrer vergangenen und gegenwärtigen Missdeutungen doch noch einmal genauer anzusehen.

Hinweis der Redaktion: Längere englische Zitate haben wir in den Fußnoten selbst ins Deutsche übersetzt.

Nietzsches Übermensch ist tot. Kaum einer kann noch etwas mit dieser obskuren Idee anfangen. Möchte man meinen. Und doch begegnen einem im aktuellen Startup-Milieu zahlreiche Versatzstücke aus Zarathustras Verheißung. Was hat es damit auf sich? – Natalie Schulte widmet sich anlässlich von Nietzsches 180. Geburtstag diesem eigenartigen Fortleben einer der bekanntesten Konzepte des Philosophen. Ein Plädoyer dafür, sich Nietzsches Idee trotz ihrer vergangenen und gegenwärtigen Missdeutungen doch noch einmal genauer anzusehen.

Nietzsche dingfest machen

Nietzsche dingfest machen

11.7.24
Natalie Schulte

Hat Nietzsche eindeutige philosophische Lehren? Mit Nietzsches Vieldeutigkeit wird bis heute gekämpft. Wann meint er, was er sagt? In ihrem Essay geht Natalie Schulte der Frage nach, wo inmitten von assimilierender Vereindeutigung durch weltanschauliche Programme einerseits und akademisch versierte Zerstreuung von Nietzsches Gedankenbauten in zahl- und zusammenhangslose Fragmente und Perspektiven andererseits die heutige Auseinandersetzung mit Nietzsche ihre entscheidenden Herausforderungen zu verorten hat. Zwischen den Gefahren der Vereindeutigung seiner Philosophie und der grenzenlosen Relativierung seiner Thesen sucht sie nach einem fruchtbaren dritten Weg, mit der Frage nach dem „eigentlichen Nietzsche“ umzugehen.

Hat Nietzsche eindeutige philosophische Lehren? Mit Nietzsches Vieldeutigkeit wird bis heute gekämpft. Wann meint er, was er sagt? In ihrem Essay geht Natalie Schulte der Frage nach, wo inmitten von assimilierender Vereindeutigung durch weltanschauliche Programme einerseits und akademisch versierte Zerstreuung von Nietzsches Gedankenbauten in zahl- und zusammenhangslose Fragmente und Perspektiven andererseits die heutige Auseinandersetzung mit Nietzsche ihre entscheidenden Herausforderungen zu verorten hat. Zwischen den Gefahren der Vereindeutigung seiner Philosophie und der grenzenlosen Relativierung seiner Thesen sucht sie nach einem fruchtbaren dritten Weg, mit der Frage nach dem „eigentlichen Nietzsche“ umzugehen.

Aufklärungsdämmerung

Nietzsches Wahrheit des Scheins I

Aufklärungsdämmerung

Nietzsches Wahrheit des Scheins I

16.6.24
Michael Meyer-Albert

Nietzsches bekannteste Formulierung, wonach Gott tot sei, zeigt nicht nur eine antireligiöse Stoßrichtung. Sie weist vor allem darauf hin, dass in der Moderne konstitutive Selbstverständlichkeiten keine traditionelle Geltung mehr besitzen. Indem das kulturelle Verständnis von Wahrheit ins Wanken geraten ist, ist nicht nur diese oder jene Wahrheit fraglich geworden, sondern das Verständnis von dem, was überhaupt Wahrheit ist. Damit gerät die Aufklärung unter den Druck, die Fragen zu finden, auf die sie die Antwort sein soll. Es ist dieser Abgrund einer unheimlichen Fraglichkeit, aus dem Nietzsches Denken versucht, Auswege zu zeigen, die lebbar sind. Im ersten Teil seines Textes Aufklärungsdämmerung erzählt Michael Meyer-Albert vom aufgeklärten Zweifel der Aufklärung an ihr selbst.

Nietzsches bekannteste Formulierung, wonach Gott tot sei, zeigt nicht nur eine antireligiöse Stoßrichtung. Sie weist vor allem darauf hin, dass in der Moderne konstitutive Selbstverständlichkeiten keine traditionelle Geltung mehr besitzen. Indem das kulturelle Verständnis von Wahrheit ins Wanken geraten ist, ist nicht nur diese oder jene Wahrheit fraglich geworden, sondern das Verständnis von dem, was überhaupt Wahrheit ist. Damit gerät die Aufklärung unter den Druck, die Fragen zu finden, auf die sie die Antwort sein soll. Es ist dieser Abgrund einer unheimlichen Fraglichkeit, aus dem Nietzsches Denken versucht, Auswege zu zeigen, die lebbar sind. Im ersten Teil seines Textes Aufklärungsdämmerung erzählt Michael Meyer-Albert vom aufgeklärten Zweifel der Aufklärung an ihr selbst.

„Je suis Nietzsche!“

Ein Dialog über Bataille, die Freiheit, die Ökonomie der Verschwendung, die Ökologie und den Krieg

„Je suis Nietzsche!“

Ein Dialog über Bataille, die Freiheit, die Ökonomie der Verschwendung, die Ökologie und den Krieg

22.5.24
Jenny Kellner, Hans-Martin Schönherr-Mann & Paul Stephan

Paul Stephan unterhielt sich mit Jenny Kellner und Hans-Martin Schönherr-Mann über die Lesart eines der wichtigsten Nietzsche-Interpreten des 20. Jahrhundert: Georges Bataille (1897–1962). Der französische Schriftsteller, Soziologe und Philosoph verteidigte die Vieldeutigkeit von Nietzsches Philosophie gegen ihre nationalsozialistische Vereinnahmung und wurde damit zu einem zentralen Stichwortgeber der Postmoderne. Er wollte auf der Grundlage einer dionysischen Mythologie eine neue Konzeption von Souveränität entwickeln, die das traditionelle Verständnis einer verantwortlichen Subjektivität transzendiert,und kritisierte die moderne kapitalistische Rationalität im Namen einer „Ökonomie der Verschwendung“. Mit all dem gibt er wichtige Impulse, um unsere Gegenwart besser zu verstehen.

Der Entschluss zum Lebensdienste

Ein Versuch über die Bedeutung von Nietzsches Philosophie

Der Entschluss zum Lebensdienste

Ein Versuch über die Bedeutung von Nietzsches Philosophie

13.5.24
Michael Meyer-Albert

Nietzsche gilt gemeinhin als schriftstellerischer Philosoph, dessen aphoristische Nihilismen nicht nur den Tod Gottes beschwören, sondern der auch als postumer Meisterdenker die dunklen Seiten der deutschen Geschichte bestärkte. Demgegenüber möchte der folgende Text als Teil der Reihe Was bedeutet Nietzsche für mich? dazu einladen, Nietzsche neu lesen zu lernen als den Entdecker des allzuunbekannten philosophischen Kontinents eines mediterranen Existenzialismus.

Nietzsche gilt gemeinhin als schriftstellerischer Philosoph, dessen aphoristische Nihilismen nicht nur den Tod Gottes beschwören, sondern der auch als postumer Meisterdenker die dunklen Seiten der deutschen Geschichte bestärkte. Demgegenüber möchte der folgende Text als Teil der Reihe Was bedeutet Nietzsche für mich? dazu einladen, Nietzsche neu lesen zu lernen als den Entdecker des allzuunbekannten philosophischen Kontinents eines mediterranen Existenzialismus.

Vom Verlangen nach Verschwendung

Vom Verlangen nach Verschwendung

13.3.24
Jenny Kellner

Welchen Stellenwert kann in der heutigen Zeit fortgeschrittener Rationalisierung eine Praxis der Verschwendung haben? Müssten wir nicht vielmehr alles tun, um unsere Effizienz und Produktivität zu steigern, wenn wir den Herausforderungen dieser krisengeschüttelten Zeit begegnen wollen? Aber wenn wir uns dem Denken Friedrich Nietzsches und seines glühenden Verehrers Georges Bataille zuwenden, werden wir mitunter einer Verschwendungsemphase ausgesetzt, die unsere moralischen Grundsätze erschüttert und uns vielleicht auf eine neue und andersartige Politik hin öffnet, als diejenige, die sich uns heute als alternativlos aufzudrängen scheint.

Welchen Stellenwert kann in der heutigen Zeit fortgeschrittener Rationalisierung eine Praxis der Verschwendung haben? Müssten wir nicht vielmehr alles tun, um unsere Effizienz und Produktivität zu steigern, wenn wir den Herausforderungen dieser krisengeschüttelten Zeit begegnen wollen? Aber wenn wir uns dem Denken Friedrich Nietzsches und seines glühenden Verehrers Georges Bataille zuwenden, werden wir mitunter einer Verschwendungsemphase ausgesetzt, die unsere moralischen Grundsätze erschüttert und uns vielleicht auf eine neue und andersartige Politik hin öffnet, als diejenige, die sich uns heute als alternativlos aufzudrängen scheint.