Vom 7. bis 11. Oktober 2024 fand in Weimar die von der Klassik Stiftung Weimar organisierte Veranstaltung Nietzsches Zukünfte. Global Conference on the Futures of Nietzsche statt. Unser Stammautor Paul Stephan war am ersten Tag vor Ort und gibt einen Einblick in den gegenwärtigen Stand der akademischen Diskussionen um Nietzsche. Seine Frage: Wie ist es um die Zukunft der akademischen Nietzsche-Forschung bestellt, wenn man sie aus der Perspektive von Nietzsches eigenem radikalen Verständnis von Zukunft heraus betrachtet?
Als kleines Special zu seinem 124. Todestag führte Paul Stephan ein Gespräch mit einem besonderen Nietzsche-Experten – der vieldiskutierten Software ChatGPT. Es geht um Nietzsches Aktualität und sein Konzept der Authentizität. Paul Stephan wird im Laufe des Gesprächs vom Befrager zum Befragten und berichtet ein wenig von seinem Promotionsprojekt zu eben jenem Thema. Da es bei diesem Experiment darum ging, möglichst viel über die Funktionsfähigkeit des Programms zu erfahren und sich das Programm nicht immer kurz fasste, handelt es sich im Folgenden nur um einen gekürzten Auszugs des Gesprächs, dass Sie in voller Länge und kommentiert hier als PDF herunterladen können. Ein kritisches Resümee dieses wahrhaft bemerkenswerten Dialogs folgt in wenigen Tagen (Link).
Die Bilder zu diesem Interview wurden mit der Software DeepAI erstellt. Die Anweisung lautete: „A picture of Friedrich Nietzsche with a quote by him.“ [„Ein Bild Friedrich Nietzsches mit einem Zitat von ihm.“]
Note: An English version of this article, translated by Henry Holland, can be found here.
Nietzsches Wissenschaftskritik ist vielleicht eines der bis heute provokantesten, aber auch relevantesten, Teilgebiete von Nietzsches umfassender Kritik der modernen Kultur. Estella Walter rekonstruiert ihre vielleicht bedeutendste Formulierung in der dritten Abhandlung der Genealogie der Moral und zeigt auf, inwiefern Nietzsche Wissenschaft als Form der Entfremdung begreift. Sie erläutert diesen für die moderne Philosophie so zentralen Begriff und schlägt über ihn eine Brücke von Nietzsche zum (jungen) Marx: Beide sind Kritiker der Entfremdungen der modernen Lebensform, deren Kritiken wir zusammen lesen sollten, um zu einem umfassenden Verständnis derselben zu gelangen.
Wie kaum ein anderer Philosoph hat Friedrich Nietzsche Spuren in der Populärkultur hinterlassen – weniger im gefälligen Unterhaltungsmainstream, dafür eher in Subkulturen und in künstlerischen Positionen, die als „edgy“ und „dark“ gelten. In dieser „Underworld“ sind Nietzsches Aphorismen, Schlagworte, Parolen und Invektiven weit verbreitet – etwa in den auf gesellschaftliche und ästhetische Provokation fixierten musikalischen Genres von Heavy Metal, Hardcore und Punk. Woran liegt das?